Schnee bis 600 Meter, extra Decken im Kloster Lluc und Streufahrzeuge auf Abruf: Mallorca bereitet sich vor. Doch reichen kurzfristige Maßnahmen aus, wenn immer mehr Gäste in die Tramuntana strömen?
Mallorca rüstet auf Schnee: Ist die Insel für winterliche Stürze in den Bergen gewappnet?
Wenn die ersten Flocken die Kiefern der Serra de Tramuntana bestäuben, schnurren in den Dörfern die Kaffeemaschinen etwas lauter und die Glocken von Lluc scheinen näher. In der Nacht fällt die Schneefallgrenze auf rund 1.000 Meter, für morgen sagen die Dienste sogar 600 Meter voraus. Für viele Bewohner ist das Novemberritual: ein Hauch von Winter, nasse Straßen und nervöse Fahrer auf der Ma-10. Die zentrale Frage lautet diesmal aber: Reichen Vorbereitung und Kommunikation aus, wenn zugleich mehr Tagesgäste die Gipfel suchen?
Was bereits angelaufen ist
Der Inselrat hat den Winterdienst aktiviert, Streufahrzeuge und Räumdienste stehen bereit, und an kritischen Stellen wie den Serpentinen zwischen Sóller und Deià oder Richtung Lluc ist erhöhte Präsenz geplant. Das Kloster Lluc rechnet mit Andrang, hat zusätzliche Parkplätze geprüft, freiwillige Helfer bereithalten und in der Pilgerherberge extra Decken bereitgelegt. Es knistert in der kleinen Küche, Bohnenkaffee wird aufgefüllt, und die Helfer prüfen Wind und Sicht, bevor sie entscheiden, ob sie die Tore öffnen.
Dinge, die selten gesagt werden
Öffentliche Statements sind schnell: Streuen, Räumen, Vorsicht. Weniger öffentlichkeitsträchtig sind die logistischen Stolpersteine. Die Ma-10 ist schmal, Leitplanken fehlen stellenweise, und Radiomeldungen erreichen nicht immer jene, die auf der Insel Urlaub machen. Viele Besucher kommen ohne Schneeketten, Selfie-App statt Winterausrüstung – das erhöht das Unfallrisiko und blockiert im schlimmsten Fall Rettungswege. Zudem: Müllberge und zertrampelte Vegetation rund um beliebten Fotospots belasten die Orte nach Sturm und Schnee besonders hart.
Ein weiteres Detail: Freiwillige Helfer und Gemeindearbeiter sind oft kurzfristig eingesprungen, müssen aber nicht nur Fahrzeuge, sondern auch persönliche Schutzausrüstung, warme Kleidung und Verpflegung bekommen. Ihre Arbeit ist unbezahlbar, doch ihre Sicherheit darf nicht zur Hinterhoffrage werden.
Konkrete Maßnahmen, die jetzt helfen würden
Kurzfristig sind klare, mehrsprachige Infos entscheidend: Live-Updates auf Webseiten, Social-Media-Alerts und gut sichtbare Schilder an den Zugangsstraßen zur Tramuntana. Parkleitsysteme oder temporäre Sperrungen für Pkw, wenn Parkplätze überlastet sind, würden Staus vermeiden. Wer auf Nummer sicher gehen will: Shuttle-Busse aus Sóller und Pollença zu sensiblen Aussichtspunkten reduzieren das Chaos und sind gleichzeitig ein Testlauf für nachhaltigere Besuchssteuerung.
Praktisch sinnvoll wäre außerdem ein Verleihsystem für Schneeketten an strategischen Punkten — nicht jeder hat sie im Kofferraum, aber viele würden sie leihen. Für die Helfer sollten Gemeinden kleine Vorräte an Schutzkleidung, Thermosnahrung und Erste-Hilfe-Material vorhalten. Und: klare Regeln und Kontrollen gegen Wildcampen und das Zerdenken von Pfaden, damit Natur und Wege nicht irreparabel leiden.
Für Einheimische und Ausflügler
Wenn Sie von hier sind: Prüfen Sie Zufahrten zu Ihren Häusern, sichern Sie Wasserleitungen und parken Sie möglichst niedrig im Tal. Wer im Dorf arbeitet, sollte Alternativrouten kennen und offen für Schichtwechsel sein. Für Ausflügler gilt: Planen Sie voraus, nehmen Sie warme Kleidung, feste Stiefel und, wenn möglich, Schneeketten mit oder leihen Sie welche. Die beste Fotozeit ist oft kurz nach Sonnenaufgang – aber bitte nicht die Zufahrten blockieren, nur um das perfekte Bild zu bekommen.
Chancen, die aus solchen Tagen entstehen
Solche Wetterlagen sind unangenehm, bringen aber auch Chancen: Gemeinden können ihre Alarmpläne testen, freiwillige Netzwerke stärken und aus dem Besucheransturm lernen, wie sie künftig nachhaltiger steuern. Hotels und Betriebe in den Dörfern können mit heißen Getränken, zusätzlicher Ausstattung und Informationsblättern punkten — ein kleines Service, das in Erinnerung bleibt und für Ruhe sorgt.
Prognose: Die Modelle deuten an, dass die Temperaturen ab Sonntag wieder steigen und die Schneegrenze langsam zurückgeht. Das heißt: Zeit zum Aufräumen, kontrollierten Öffnen der Straßen und, ganz wichtig, zum Nachdenken über bessere Kommunikation und langfristige Konzepte.
Kurz gefasst: Schneefotos sind schön, für unvorbereitete Autofahrer sind sie gefährlich. Ein bisschen gemeinsame Vorsicht, bessere Infovernetzung und pragmatische Ideen wie Shuttle-Services oder Schneekettenverleih können viel Ärger ersparen. Wer in den Bergen lebt, sollte jetzt seine Zufahrt checken – und allen anderen sei mit auf den Weg gegeben: Respekt vor der Tramuntana zahlt sich immer aus.
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