Margaret Whittaker: Erbe, Son Amar und die Fragen für Mallorca

Margaret Whittaker: Was ihr Erbe für Son Amar und die Insel bedeutet

👁 2173✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Margaret Whittaker starb Anfang des Jahres. Ihr Vermögen wird mit rund 43 Millionen Pfund angegeben, ohne die Werte ihrer mallorquinischen Immobilien. Son Amar wurde nach der Schließung von den Erben für Einzel-Events wieder geöffnet. Was fehlt in der Debatte?

Margaret Whittaker: Was ihr Erbe für Son Amar und die Insel bedeutet

Leitfrage: Wem gehört das kulturelle Erbe, wenn das private Vermögen einer Betreiberin die Zukunft eines lokalen Institution bestimmt?

Anfang des Jahres verschwand eine bekannte Figur aus dem Nachtleben und Veranstaltungsgeschäft Mallorcas: Margaret Whittaker, Betreiberin des traditionsreichen Eventorts Son Amar, starb nach einer Krebserkrankung. Kurz darauf schloss die Location, wurde aber von den Erben nicht in den Dornröschenschlaf geschickt – stattdessen kommen heute wieder einzelne Veranstaltungen, Hochzeiten und Firmenevents dort zusammen. Begleitet wird diese Entwicklung von einer Zahl: Ihr persönliches Vermögen wird in britischen Schätzungen mit rund 43 Millionen Pfund angegeben (das sind knapp 49,2 Millionen Euro). Der Wert ihrer Immobilien auf Mallorca soll in dieser Summe nicht enthalten sein.

Das sind harte Fakten, die Fragen aufwerfen. Die erste: Wie transparent ist der Umgang mit einem Erbe, das nicht nur Kontostände, sondern auch Arbeitsplätze, Verträge mit lokalen Dienstleistern und ein weithin sichtbares Kulturdenkmal berührt? Auf der schmalen Straße nach Bunyola, wo das Eingangsschild von Son Amar steht, sieht man an einem grauen Morgen Lieferwagen, Müllbehälter und die üblichen Handwerker, die an Stellen arbeiten, an denen früher Scheinwerfer brummten. An der Bar des nahegelegenen Dorfcafés sitzen Stammgäste und diskutieren: Manche begrüßen die vorsichtige Wiedereröffnung, andere fragen, ob der ursprüngliche Spirit verloren geht.

Kritische Analyse: Die aktuelle Debatte rekonstruiert vor allem zwei Erzählstränge. Der eine feiert unternehmerischen Erfolg – Whittaker war Mitbegründerin eines bekannten Gewichtsreduktionsprogramms und Initiatorin einer Wohltätigkeitsorganisation, beides Teile ihrer Biografie. Der zweite Strang handelt von Asset-Werten und Rechteübertragungen: Wer entscheidet über künftige Nutzungsformen, wie werden Mitarbeiterverträge behandelt, und in welchem Umfang sind lokale Behörden in die Umwandlung eines kulturell bedeutenden Veranstaltungsortes eingebunden?

Was in der öffentlichen Diskussion bislang fehlt, ist konkret: Erstens eine nachvollziehbare Darstellung, welchen Anteil des Vermögens die mallorquinischen Immobilien ausmachen und ob diese Güter separat verwaltet oder verkauft werden können. Zweitens fehlt eine klare Aussprache darüber, welche Absichten die Erben mit Son Amar verfolgen – dauerhaftes Eventcenter, Teile vermieten, Immobilienentwicklung? Drittens wird kaum thematisiert, wie Beschäftigte, Freiberufler und Zulieferer in Übergangsphasen abgesichert werden können.

Ein realer Alltagsszene-Moment: An einem Samstagnachmittag, wenn die Sonne flach über den Tramuntana-Hügeln liegt, parken ein paar Handwerker vor dem Tor, ein Brautpaar fotografiert auf der Auffahrt und ein Kleintransporter liefert Tische. Die Szenerie zeigt, dass Son Amar nicht nur Bühnenbild ist, sondern ein Arbeitsplatznetzwerk – Caterer, Floristen, Tontechniker, Fahrer –, das wirtschaftlich von Verlässlichkeit lebt.

Konkrete Lösungsansätze lassen sich formulieren, ohne in rechtliche Spekulationen zu verfallen: 1) Mehr Transparenz: Die Erben oder die verwaltende Stelle sollten öffentlich erklären, ob und wie Immobilienwerte in die Nachlassregelung einfließen. Eine einfache Informationsseite mit häufig gestellten Fragen wäre ein erster Schritt. 2) Schutz der Arbeitsverhältnisse: Übergangsvereinbarungen mit bestehenden Dienstleistern und Angestellten, idealerweise moderiert von einer neutralen Schlichtungsstelle auf den Balearen, verhindern Brüche. 3) Denkmal- und Kulturgutprüfung: Lokalbehörden könnten prüfen, ob Teile des Anwesens unter besonderen Schutz fallen sollten, um kulturelle Nutzung langfristig abzusichern. 4) Beteiligung der Gemeinde: Ein runder Tisch aus Anwohnern, Beschäftigten, Erben und Rathaus könnte Nutzungspläne und Kalender priorisieren, bevor langfristige Vertragsentscheidungen getroffen werden.

Solche Vorschläge sind praktikabel: Eine öffentlich einsehbare Übersicht über Eigentumsverhältnisse und beabsichtigte Nutzungen kostet wenig und bringt Vertrauen. Übergangsvereinbarungen könnten einfache Mindeststandards sichern: Auszahlung von offenstehenden Honoraren, Weiterbeschäftigungsangebote bei neu vergebenen Events und klare Kündigungsfristen. Eine lokale Bestandsaufnahme des historischen Werts des Anwesens würde eine rechtliche Grundlage schaffen, falls ein Schutzstatus in Frage kommt.

Pointiertes Fazit: Das Geld – die 43 Millionen Pfund – ist eine Nachricht, die Schlagzeilen macht. Für die Menschen rund um Son Amar zählt aber anderes: verlässliche Jobs, Respekt vor einem Schauplatz, der über Jahre Kultur und Tourismus verknüpft hat, und klare Regeln, damit nicht nur Eigentum, sondern auch Gemeinschaft verloren geht. Wer das kulturelle Erbe von Mallorca ernst nimmt, sollte nicht nur Zahlen notieren, sondern Schritte verlangen, die Transparenz herstellen und lokale Interessen schützen.

Auf der Straße nach Bunyola, wenn die letzten Lampen ausgehen und nur noch das Murmeln einer zufriedenen Hochzeitsgesellschaft zu hören ist, wird sichtbar, dass es bei Son Amar nicht allein um Immobilienwerte geht. Es geht um Orte, an denen Menschen arbeiten, feiern und Erinnerungen schaffen. Genau dafür braucht es jetzt Antworten – und zwar nachvollziehbare.

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